Designer Rido Busse

Die ersten Jahre busse design ulm - noch mit kleiner Belegschaft...

Designer Rido Busse

Rido Busse in "Aktion" - immer kommunikativ & engagiert in Sachen Design

Designer Rido Busse

Designklassiker aus der Feder von Rido Busse

Nachruf Rido Busse
Wir trauern um unseren Gründer Rido Busse

Wir trauern um unseren Gründer, den Designer Rido Busse, der am 12. Februar 2021 im Alter von 86 Jahren friedlich entschlafen ist. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen langjährigen Wegbegleitern und Freunden.




Rido Busse prägte nicht nur maßgeblich das Industriedesign der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein ganzheitliches Designverständnis ist auch im 21. Jahrhundert weiterhin richtungsweisend. Im Design-Lexikon des Dumont-Verlags wird er treffend als „Prototyp des deutschen Produktdesigners“ charakterisiert. Busse definierte früh seine eigene Philosophie von Design als „Prozess von der ersten Idee bis zum marktfähigen Produkt“. Ihm war es wichtig, dass die von ihm entwickelten Produkte zu wirtschaftlichen Bedingungen herstellbar sind und den Anwendern Nutzen stiften. Dafür waren aus seiner Sicht eine zielgruppengerechte Ästhetik und eine intuitive Bedienbarkeit unerlässlich. Oberste Maxime war nicht nur der Erfolg seiner Kunden, sondern auch die größtmögliche Zufriedenheit der Verbraucher.


Rido Busse hat zahlreiche Designklassiker geschaffen, die noch heute aktuell und in vielen deutschen Haushalten zu finden sind: Von der Krupps-Rührschüssel über Isolierkannen von Rotpunkt, Messersets von Zwilling und Soehnle-Küchenwaagen bis hin zu Stihl Motorsägen, dem Minispot von Osram und Heizkesseln von Vaillant uvm.


1934 in Wiesbaden geboren, studierte Rido Busse in Ulm mit Stipendien der Geschwister-Scholl- und der Friedrich-Ebert-Hochbegabten-Stiftung Industriedesign an der legendären hfg, Hochschule für Gestaltung. Seine Lehrer waren Designgrößen wie Max Bill und Hans Gugelot. 1959, nach seinem Diplom, gründete er das Institut busse design ulm. Gemeinsam mit seiner Frau Annegret Busse-Schröder hat er zielstrebig aus dem 1-Mann-Büro ein erfolgreiches Institut für Komplettentwicklungen geschaffen, das heute 60 Mitarbeiter beschäftigt. Annegret Busse-Schröder verunglückte 2002 tödlich. Nach ihrem Tod zog sich auch Rido Busse schrittweise aus dem operativen Geschäft zurück. Dabei legte er großen Wert darauf, dass seine Designphilosophie in den Köpfen und Herzen seiner Mitarbeiter weiterlebt. 2011 ging ein beruflicher Herzenswunsch für ihn in Erfüllung. Nach ein paar turbulenten Geschäftsjahren unter externer Führung übernahmen 2011 seine Schwiegertochter Gabriele Busse-Kilger und der langjährige Mitarbeiter und Designer Felix Timm die Geschäftsführung. Busse’s Firma ist wieder ein familiengeführtes Unternehmen, das sich zukunftsfähig präsentiert und sein Lebenswerk und seine Werte fortführt.


Rido Busse war ein Macher. Sein Engagement fürs Design ging weit über das Entwickeln von lösungsorientierten Produkten hinaus. Er war ein gefragter Gutachter und Berater und hatte Lehraufträge an diversen (Fach-) Hochschulen. 2010 bekam er das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen für seine Verdienste für die Designwirtschaft und sein Engagement im Kampf gegen Produktfälscher. Bei Themen, die ihm wichtig waren, fackelte er nicht lange. Dazu gehörte insbesondere eine größere Anerkennung von Kreativleistungen. 1978 rief er den „Busse Longlife Design Award“ ins Leben und hat Weitblick für das Thema Nachhaltigkeit bewiesen, das heute in aller Munde ist. Mit dem Designpreis wurden Produktklassiker ausgezeichnet, die sich visuell nicht abnutzen und über Jahrzehnte hinweg erfolgreich gegen schnelllebige Eintagsfliegen durchsetzen.


Ein Herzensprojekt von Rido Busse war der Plagiarius. Empört über die plumpe Nachahmung eines von ihm designten Produktes startete er 1977 zunächst als 1-Mann-Bürger-Initiative und schuf den Negativpreis „Plagiarius“, der seitdem jährlich an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen verliehen wird. Sein Ziel: Die skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein rücken und Industrie, Politik und Verbraucher praxisnah für die enormen Schäden und Risiken der oftmals minderwertigen Nachahmungen sensibilisieren. Bei der „Plagiarius“-Trophäe bewies er seine Kreativität: Ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – Symbol für die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und der Industrie erwirtschaften. Gleichzeitig war es ihm ein besonderes Anliegen, Kreative dazu zu ermutigen ihr geistiges Eigentum über gewerbliche Schutzrechte abzusichern, damit sie Nachahmer zur Rechenschaft ziehen können. Und es war ihm stets wichtig zu betonen, dass innovative Produkte keine Selbstverständlichkeit sind. Durch intensive und konstante Öffentlichkeitsarbeit – jährlicher Wettbewerb, Ausstellungen, Vorträge, Seminare, Newsletter, Beratung etc. - hat der Plagiarius viel erreicht und das Bewusstsein für die Problematik verändert. Neue Gesetze haben zu einer deutlich gestärkten Position der Originalhersteller geführt. Als Pionier hat Busse frühzeitig erkannt, dass innovative Produkte maßgeblich über den Erfolg und Fortschritt einer Volkswirtschaft entscheiden und dass es gilt, kreative Ideen und Know-how zu fördern und zu schützen.


2001 gründete er stolz den Verein Museum Plagiarius e.V. Das gleichnamige Museum, eine Verortung seiner einzigartigen Plagiatesammlung, war von 2001 – 2003 zunächst in Berlin beheimatet. Seit 2007 liegt das Museum Plagiarius im Südpark der Klingenstadt Solingen und präsentiert die jährlich wachsende Sammlung der Plagiarius-Preisträger von 1977 bis heute. Die außergewöhnliche Ausstellung zeigt mittlerweile mehr als 350 Originale und Plagiate aus unterschiedlichsten Branchen im direkten Vergleich. Rido Busse gilt als Pionier bei der Aufklärung und Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie, einem Problem, das aufgrund von Globalisierung und Digitalisierung aktueller denn je ist.


Dank seiner ausgeprägten kommunikativen Art war Rido Busse ein begeisterter Netzwerker. Und er war ein perfekter Gastgeber, der es liebte, seine Gäste - Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur – beim „Sterne-Tisch“ bei sich zuhause mit kulinarischen Highlights zu verwöhnen und mit spannenden, witzigen Anekdoten zu unterhalten.


Besonders glücklich war er über die Designaffinität seiner beiden Töchter. Dr. Aliki Busse ist Rechtsanwältin für gewerblichen Rechtsschutz und setzt sich mit ihrer Münchner Kanzlei Busse & Partner für die Durchsetzung von Designschutz ein. Joy Busse lebt in San Francisco und leitet dort die Designagentur busse design USA. Seit 2006 war Busse mit Siegrun Busse verheiratet.


Rido Busse war ein Urgestein mit Kanten. Kreativ, gradlinig und voller Tatendrang.

Herzlich und charismatisch.


Rido Busse hinterlässt mit seinem Wirken Spuren in der Gesellschaft.


In Dankbarkeit für die gemeinsam erlebte Zeit und in ehrenvollem Gedenken,


Museum Plagiarius e.V.